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A Pale Horse Named Death

A Pale Horse Named Death ist die Band von Sal Abruscato. Nein, nicht die neue Gruppe des ehemaligen Schlagzeugers von Type O Negative oder des Schlagzeugers von Life Of Agony. Diese Band auf Abruscatos ruhmreiche Vorgeschichte zu limitieren, würde zu kurz greifen. Denn A Pale Horse Named Death veröffentlichen bereits ihr zweites Album, und ihr künstlerisches Potential ist wahrlich atemberaubend. Andererseits: Natürlich ist A Pale Horse Named Death Abruscatos Band, sie hat seinen eindeutigen Fingerabdruck, seinen Sound, seinen Stil, kurzum: seine DNA.

Selbstverständlich entspricht es auch der Wahrheit, dass Abruscato die bitterböse Doom-Rocklegende Type O Negative in Brooklyn mit gegründet und durch seinen furiosen Stockeinschlag bei Life Of Agony die grandiosen Werke River Runs Red oder Ugly nachhaltig mit veredelt hat. Aber erst A Pale Horse Named Death ist zu 100% seine Idee. Er singt die Songs und hat das Schlagzeug gegen eine Gitarre getauscht. Sein wichtigster Partner ist Matt Brown, der Mann stammt ebenfalls aus Brooklyn und ist eine echte Studiokoryphäe. Als Produzent und Toningenieur hat Brown schon mit Lichtgestalten wie Lou Reed oder Jane´s Addiction getourt. Zur Live-Besetzung zählen Type-O Schlagzeuger Johnny Kelly und Gitarrist Eddie Heedles. Eine beeindruckende Konstellation, indes: Die wahre Tiefenwirkung findet man bei dieser Band erst unterhalb der Oberfläche.

Denn A Pale Horse Named Death schrecken nicht davor zurück, alle Facetten menschlicher Abgründe aufzuzeigen und in entsprechende Noten zu transformieren. Abruscato beschreibt die Zusammenarbeit mit Brown als ÂÅherbe Version von John Lennon und Paul McCartney.ÂÅ In der Tat verbindet die beiden die gleiche musikalische Vision, eine teuflische Mixtur aus Metal, Doom und Sludge, die einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Eine Mixtur, die den Zuhörer bis in seine Träume verfolgt, besser noch: bis in seine Alpträume.

Vor zwei Jahren erschien das Debütalbum And Hell Will Follow Me, mit ihrem zweiten Werk Lay My Soul To Waste setzen sie dessen Direktiven noch konsequenter, noch unerbittlicher fort. Produziert wurde die Scheibe von Abruscato und Brown, ein absolutes Qualitätsmerkmal. Man stelle sich eine bösere, wütendere und noch perversere Version von Alice In Chains, eine aktualisierte Variante von Black Sabbath-Scheiben vor und bekommt eine vage Vorstellung davon, was einen auf Lay My Soul To Waste erwartet.

Abruscato gibt zu, dass neben aller Fiktion seine Songs ÂÅimmer auch eine Link zur Realität besitzen, Dinge, die sich jeden Tag ereignen können und die tatsächlich auch passieren.ÂÅ Wie jeder Geschichtenerzähler drückt er gerne auf Knöpfe, die den groÃÅen Film im Kopf starten lassen. Ãbrigens vorwiegend Horrorfilme, allesamt frei erfunden aber immer mit einem wahren Kern.

´Shallow Grave` beispielsweise handelt davon, ÂÅwie man seine Freundin umbringt, und zwar so, wie es sich jeder Ex wünschen würde.ÂÅ Keine Sorge: Der Song ruft nicht etwa zur offenen Gewalt auf, sondern spielt nur durch, wie sich jemand in einer solchen Situation fühlt. Insofern ist Abruscato wie eine Art Metal-gewordener Howard Stern, indem er sich zu artikulieren traut, was niemand anderes zu sagen wagt. ÃÂÅhnliches gilt für ´The Needle In You` über den verlorenen Kampf gegen die Sucht. Oder ´Sleeping Death` mit dem schonungslos thematisierten Selbstmord.

Demgegenüber hinaus beschäftigt sich ´Growing Old` ÂÅmit einem Blick in den Spiegel und dem Erkennen von Veränderungen und Verfall, bis am Ende nur noch Freunde und Familie bei der Beerdigung übrig bleiben.ÂÅ Diese dunkle und teilweise fatalistische Betrachtungsweise spiegelt sich auch in der Musik wider. Es gibt mehr Melodien als auf dem Debütalbum, und das Klavier befindet sich noch stärker vorne und im Zentrum, während Gitarrist Eddie Heedles einige rassige Soli beisteuert. Generell bleiben die wichtigsten Bestandteile des Erstwerks auch auf Lay My Soul To Waste erhalten. ÂÅUnser Ziel war es, die Vorzüge des Debüts deutlicher herauszustellen und die Eckpfeiler unseres Sounds beizubehaltenÂÅ, erklärt Abruscato. Dieses ist A Pale Horse Named Death zweifelsohne und souverän gelungen.

ÂÅEs herrscht die gleiche düstere AtmosphäreÂÅ, erläutert Abruscato, ÂÅmöglicherweise nur noch etwas dunkler. Das Artwork ist dunkler, obwohl die Leute der Meinung sind, ass schon das erste Cover sehr dunkel war. Wir haben diesen Aspekt weiter vertieft, sowohl textlich als auch klanglich. Eine Art Weiterentwicklung.ÂÅ Bewusst haben Abruscato und Brown vermieden, sich zu stark am Debüt zu orientieren: ÂÅIch wollte den Fehler vermeiden, dass man ein sehr gutes Erstwerk einfach nur verfeinert, um mit der zweiten Scheibe den Durchbruch zu schaffen, letztendlich aber nur ein Album mit schlechten Radiosongs schreibtÂÅ, scherzt er, ÂÅich wollte stattdessen tiefer gehen, noch schrägere Geschichten anbringen, mit dunklerer Instrumentierung.ÂÅ

Als Beispiel nennt er die Nummer ´Day Of The Storm`, die er schrieb, während Hurrikane Irene über Amerika tobte. ÂÅUnd als ich den Gesang schlieÃÅlich im Studio einsang, tobte gerade Hurrikane Sandy. Der Text ist apokalyptisch, er beschäftigt sich mit dem Ende der Menschheit und der Wiedergeburt von Mutter Erde, die sich von all dem erholt, was wir unserem Planeten Schreckliches angetan haben.ÂÅ Der Song beginnt mit Geräuschen von Sturm und Regen, die im Oktober 2012 in New York aufgenommen wurden, als speziell Manhattan schwer verwüstet wurde: ÂÅWir hängten einfach ein Mikrophon aus dem Fenster, um absolute Authentizität zu erhalten.ÂÅ

Bleiben noch zwei weitere besonders interessante Stücke zu erwähnen: ´Cold Dark Mourning` erinnert an die Beerdigung des verstorbenen Peter Steele (Type O Negative), während ´Killer By Night` eine Art Fortsetzung von ´Serial Killer` vom Debüt ist. Generell gilt: Ebenso cineastisch wie Abruscatos Texte klingt das neue Album generell. Er folgt intuitiv seinem Herzen und seinen Ambitionen, da er hier zum ersten Mal in seiner Karriere seine eigenen Songs verwirklichen kann, was ihm in seinen vorherigen Projekten nicht vergönnt war. Aber Abruscato ist immer noch jung und vital genug, um sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und seinen eigenen musikalischen Fingerabdruck zu hinterlassen.

Mit And Hell Will Follow Me hat die Geschichte von A Pale Horse Named Death begonnen, mit dem neuen Album Lay My Soul To Waste werden sie sich in der Metal-Szene etablieren. Denn dieses Album wird garantiert jeder Headbanger, der besonders die dunklen Seiten des Lebens mag, zum Pflichtprogramm erklären.

war im Z7 am

18.02.2014 : A Pale Horse Named Death